Inhaltsverzeichnis
- I. Belliphonie-Projekt
- II. Quellenkorpus
- Teilprojekt 1: „Der laute Krieg“ (Bearbeiterin: Hannah Potthoff)
- Teilprojekt 2: „Die Laute des Krieges“ (Bearbeiter: Raphael Stepken)
- Übersicht zu den ausgewerteten Quellen
- Tabelle 1
- Tabelle 2
- III. Anordnung der Datenbankeinträge
- IV. Erläuterungen zu den Kategorien
- Endnoten
Handreichung zu den Einträgen des Belliphonieprojekts im ‚Compendium Sonicum‘
I. Belliphonie-Projekt
Die Einträge zur „Belliphonie im Mittelalter“ basieren auf einer Datenbank, die im Rahmen des gleichnamigen, von der DFG geförderten Forschungsprojekts an der Technischen Universität Chemnitz unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Clauss erstellt wurde.1Vgl. die Website des Forschungsprojekts: www.belliphonie.de. Zur Belliphonie als Forschungsansatz vgl. grundlegend: Martin Clauss, Belliphonie des Mittelalters. Überlegungen zur akustischen Dimension des Krieges, Schweizer Jahrbuch für Musikwissenschaft 39 (2022), S. 13-25, auch als Download verfügbar: https://doi.org/10.36950/sjm.39.1. Mittelalterliche Kriegszeugnisse berichten vielfach von Waffenlärm, Schreien, Ansprachen, Musik, Gebeten und Signallauten und dokumentieren damit, dass Kriege als akustische Ereignisse erfahren und begriffen wurden. ‚Belliphonie‘ bezeichnet einerseits diese kriegsbezogene Lautlichkeit selbst, andererseits aber einen Forschungsansatz, der den Krieg als Lautsphäre untersucht und nach der Bedeutung und Funktion von Lauten bei der Organisation, Wahrnehmung, Deutung und Erzählung von Kriegen fragt. Neben der Lautlichkeit des Kriegsgeschehens, werden dabei auch kriegsbezogene Diskurse, Institutionen und Milieus (z. B. ritterliche Kultur) sowie kriegsbezogene Semantik in den Blick genommen. Die Belliphonie-Forschung verknüpft Ansätze aus verschiedenen disziplinären Zusammenhängen, insbesondere der Militär- und Sinnesgeschichte, den ‚Sound studies‘ und den Literaturwissenschaften (Narratologie).
Die Belliphonie-Datenbank sammelt und erschließt Passagen aus schriftlichen Quellen des hohen und späten Mittelalters, die den Zusammenhang von Krieg und Sound dokumentieren und reflektieren. Neben Zeugnissen, die von konkreten kriegerischen Handlungen berichten, wurden auch andere kriegsbezogene Quellen berücksichtigt. Dazu gehören etwa Texte, die die militärische Ausbildung, das Waffenwesen oder das ritterliche Turnier betreffen. Im Allgemeinen nicht aufgenommen wurden – die in den erzählenden Quellen zahllosen –- Textstellen, die von einem Sprechakt berichten (Aussagen vom Typus: „xyz sagte: ‚…‘“), ohne dass dessen Lautlichkeit näher charakterisiert wird (etwa durch Angaben zur Lautstärke) oder dem Lautereignis im Erzählkontext eine besondere belliphone Bedeutung zukommt (z. B., indem eine Feldherrnrede lautstarke Reaktionen bei den Zuhörern auslöst).
Die Einträge zur Belliphonie weisen formale und sprachliche Diskrepanzen auf, sind also nicht in jeder Hinsicht durchgehend einheitlich gestaltet. Dies betrifft v.a. die bibliographischen Angaben und die Übertragung belliphoner Quellenbegriffe ins Deutsche (z. B. bei Lautwörtern und den Bezeichnungen von Musikinstrumenten und Waffen). Das ist darauf zurückzuführen, dass die Projektdatenbank als fortlaufendes Arbeitsinstrument entstanden ist, und von zwei Teilprojekten mit unterschiedlicher epochaler, thematischer und methodischer Ausrichtung gespeist wurde.
II. Quellenkorpus
Die Zusammensetzung des Quellenkorpus der Belliphonie-Datenbank geht auf die in den beiden Teilprojekten untersuchten unterschiedlichen Quellengenres und Text-Typen zurück:
Teilprojekt 1: „Der laute Krieg“ (Bearbeiterin: Hannah Potthoff)
Das erste Teilprojekt untersucht die Belliphonie in literarischen und historiographischen Werken des Hochmittelalters. Leitend ist dabei die Frage nach der Narration von Kriegslauten: Wie, in welchen Kontexten und zu welchen Zwecken werden kriegsbezogene Laute erzählt? Im Fokus der Aufmerksamkeit steht im Teilprojekt 1 also weniger die Kriegsführung als der medialisierte Krieg. Um den Ort der Belliphonie in den untersuchten Werken zu bestimmen, wurden nicht nur die kriegsrelevanten Passagen analysiert, sondern die Texte in Gänze ausgewertet. Bei den untersuchten Werken handelt es sich um bekannte narrative Texte des 12. und 13. Jahrhunderts aus der Blütezeit der mittelhochdeutschen höfischen Literatur sowie lateinischen Epik und Historiographie um Friedrich I. Barbarossa. Im ‚Compendium Sonicum‘ finden sich Einträge zu folgenden Texten (in chronologischer Reihenfolge ihres Entstehens):
- Der Pfaffe Konrad, Rolandslied
- Heinrich von Veldeke, Eneasroman
- Gunther der Dichter, Ligurinus
- Pseudo-Ansbert, Historia de expeditione Friderici imperatoris
- Nibelungenlied
- Wolfram von Eschenbach: Wilehalm
Die Auswahl von Werken mit Kriegsbezug aus unterschiedlichen Genretraditionen (Geschichtsepos, Chanson de Geste, Höfischer Roman, Heldenepos, Chronik) ermöglicht gattungsübergreifende Vergleiche und eine komparatistische Analyse der Narration verschiedener Kriegsformen und kriegerischer Konstellationen. Die erzählten Szenarien umfassen u,a. Schlachten, Belagerungen, Kriegszüge, Zweikämpfe, interkulturelle Konflikte, und Turniere. Obwohl es kein Kriegsgeschehen i.e.S. umfasst, wurde das in der höfischen Literatur sehr beliebte Sujet des Turniers bei der Quellenauswahl mitberücksichtigt, weil es als Ort des Trainings zum Krieg und der Repräsentation und Inszenierung von Kriegertum eine wichtige Ausdrucksform der kriegerischen Kultur des Hochmittelalters darstellt. Das Spektrum der in den Texten erzählten akustischen Ereignisse und belliphonen Szenarien ist breit. Besonders prominent in Erscheinung treten affektiv ‚aufgeladene‘ Laute (z. B. kollektive Jubelschreie und individuelle Klagelaute), Waffenklänge (wie das Klirren der Schwerter auf Rüstungen), Schlachtreden sowie Instrumentallaute (vgl. etwa die Figur des fiedelnden Kriegers Volker im Nibelungenlied).
Zur Analyse der narrativen Kriegslaute greift das Teilprojekt 1 methodisch auf Konzepte aus den Sound Studies zurück, insbes. die begrifflichen Werkzeuge der von Raymond Murray Schafer entwickelten Soundscape-Forschung.2Vgl. Raymond Murray Schafer, The Soundscape. Our Sonic Environment and the Tuning of the World, Rochester 1994. Zusätzlich wurde im Teilprojekt ein begriffliches Raster zur Typologisierung erzählter Laute entwickelt, das den Grad der narrativen Markiertheit von Lautlichkeit differenziert (explizite Laute – implizite Laute – plausible Laute).
Die Frage nach den Funktionen von Lautlichkeit in den untersuchten Kriegserzählungen untersucht das Teilprojekt in mehrerer Hinsicht: Intratextuell können Laute z. B. als narrative Instrumente der Charakterisierung von Protagonist*innen oder zur Legitimation spezifischer kriegerischer Aktivitäten und Gewaltakte funktionalisiert werden, während Belliphonie übergreifend als Darstellungsmittel der Selbstrepräsentation der ritterlichen Kriegerkultur in den Blick genommen werden kann. Nicht nur sind die Protagonist*innen der untersuchten Werke und deren Plots überwiegend im höfisch-ritterlichen Kontext zu verorten, auch das avisierte Publikum wird von der Forschung i.a. in diesem Milieu vermutet. Das Teilprojekt geht deshalb auch der rezeptionsästhetischen Frage nach, inwiefern erzählte Belliphonie sich am (vermuteten) Erfahrungshorizont der Rezipierenden orientiert.
Teilprojekt 2: „Die Laute des Krieges“ (Bearbeiter: Raphael Stepken)
Das zweite Teilprojekt erforscht die Lautlichkeit des Krieges im späten Mittelalter: Welche Laute prägten das Kriegsgeschehen, wozu wurden sie eingesetzt, wie wurden sie rezipiert und welche Wirkungen hatten sie? Zum Quellenkorpus des Teilprojekts gehören in erster Linie historiographische Texte, die von einzelnen ausgewählten historischen Kriegsereignissen berichten sowie kriegstheoretische Schriften, die sich dem im Spätmittelalter aufkommenden Genre des ‚Kriegsbuchs‘ zuordnen lassen. Dabei handelt es sich um ein Spektrum von normativ ausgerichteten Schriften unterschiedlichen inhaltlichen Zuschnitts, das von eher generalistisch-enzyklopädisch ausgerichteten Handbüchern zum Thema Krieg bis zu fachspezifischen Lehrbüchern (z. B. zur Kriegstaktik oder Waffentechnik) reicht. Neben den Kriegsbüchern des Spätmittelalters wurden mit der „Epitome rei militaris“ des Vegetius und einem Abschnitt zum Einsatz von Musikinstrumenten im Krieg aus Isidor von Sevillas „Etymologiae“ außerdem zwei zentrale Vorlagen und Quellen des mittelalterlichen Kriegsdiskurses in die Datenbank aufgenommen. Nicht dem Genre des Kriegsbuchs zuzurechnen ist Heinrich Wittenwilers Werk „Der Ring“, das ebenfalls ausgewertet wurde. Wittenwilers Dichtung erzählt von einem fiktiven Kriegsgeschehen, macht dabei aber u.a. extensiv Gebrauch von Giovanni da Legnanos „Tractatus de bello“, das zu den frühesten Kriegsbüchern des Spätmittelalters gehört.
Die Kriegsbücher wurden jeweils in Gänze ausgewertet, während bei den historiographischen Werken nur die Passagen, die von den ausgewählten Kriegsereignissen handeln, berücksichtigt wurden. Angestrebt wurde eine möglichst umfassende Berücksichtigung der relevanten, ediert vorliegenden historiographischen Texte, die über das jeweilige Ereignis berichten, Vollständigkeit allerdings nicht. Der Fokus lag auf zeit- bzw. ereignisnahen Quellen. Zitate aus den historiographischen Werken in späteren Schriften anderer Autoren wurden nicht berücksichtigt.
Die ausgewerteten Kriegsereignisse sind ganz überwiegend im Reich lokalisiert und reichen zeitlich von der Schlacht bei Worringen 1288 bis zur Belagerung von Neuss 1474/1475. Eine Ausnahme bildet die Belagerung von Nikopolis 1396, die als prominentes Beispiel für eine interkulturelle bzw. interreligiöse Auseinandersetzung aufgenommen wurde, die sich in den
Quellen auch im Hinblick auf die Belliphonie niedergeschlagen hat. Die Auswahl der Ereignisse umfasst jeweils mehrere Beispiele der typischen Grundkonstellationen mittelalterlicher Kriegsführung (Feldschlachten – Belagerungen – Kriegszüge). Die Quellenberichte bilden eine Bandbreitete verschiedener mittelalterlicher Formen der Kriegsnarration ab: von der knappen Abhandlung eines Ereignisses im annalistischen Zusammenhang bis zum umfangreichen Augenzeugenbericht (z. B. bei Nicolò Barbaro) oder der aufwendigen, künstlerisch ambitionierten Versdichtung zu einem Einzelereignis (Jan van Heelu, Christian Wierstrait). Die erzählte Belliphonie reicht dabei von isolierten Einzellauten bis zur umfassenden Schilderung belliphoner Szenarien und des organisierten Einsatzes eines lautlichen Signalsystems in der belagerten Stadt.
Zusätzlich findet sich in der Datenbank Quellenmaterial, das im Kontext von Forschungen zur Belliphonie der Kanone bearbeitet wurde, die als eine der wichtigsten militärtechnischen Innovationen im 14. Jahrhundert aufkam und die Lautsphäre Krieg im Spätmittelalter entscheidend mitgeprägt hat. Im Einzelnen handelt es sich um:
- Textpassagen zum Einsatz der Kanone in der Schlacht von Crécy 1346 (Giovanni Villani, Jean Froissart)
- Textpassagen zum Einsatz der Kanone in der Belagerung von Konstantinopel 1453 (Leonardo Chios, Dukas, Nicolò Barbaro)
- Kulturkritische Äußerungen zur Herstellung von Schwarzpulver und dem Einsatz von Kanonen im zeitgenössischen Krieg in natur- und moralphilosophischen Schriften (Roger Bacon, Ps.-Albertus Magnus, Petrarca)
- Deutsche Kanoneninschriften des 15. und frühen 16. Jahrhunderts
Übersicht zu den ausgewerteten Quellen
Tabelle I dokumentiert, welche Kriegsbücher im Teilprojekt 2 ausgewertet wurden. Dabei sind im unteren Abschnitt zusätzlich auch solche Werke vermerkt, die keine belliphonierelevanten Inhalte aufweisen und deshalb in der Datenbank selbst nicht mit Einträgen vertreten sind.
Tabelle II listet in chronologischer Reihenfolge die im Teilprojekt 2 untersuchten Kriegsereignisse und die von ihnen erzählenden Quellen, die ausgewertet wurden. Auch hier werden jene untersuchten Texte ausgewiesen, die keine belliphonierelevanten Passagen zum Kriegsereignis enthalten.
Tabelle 1
| Kriegsbücher | mit Treffern | ohne Treffer |
| Vegetius, Epitoma rei militaris | x | |
| Isidor von Sevilla, Etymologiae, lib. XVIII | x | |
| Geoffroi de Charny, Livre | x | |
| Giovanni da Legnano, Tractatus de bello | x | |
| Honoré de Bovet, L’arbre des batailles | x | |
| Johann Seffner, Ain ler von dem streitten | x | |
| Pulcher tractatus de materia belli | x | |
| Heinrich Wittenwiler, Der Ring | x | |
| Conrad Kyeser, Bellifortis | x | |
| Christine de Pizan, Le Livre des Fais d’Armes et de Chevallerie | x | |
| Feuerwerkbuch von 1420 | x | |
| Regimen von der Wehrverfassung | x | |
| Philipp von Seldeneck, Kriegsbuch | x | |
| Philipp von Kleve, Instruction de toutes manières de guerroyer | x | |
| Johannes Bengedans, Büchsenmeister- und Kriegsbuch | x |
Tabelle 2
| Kriegsereignis | Quellen | mit Treffern | ohne Treffer |
| Schlacht von Worringen (1288) | |||
| Jan van Heelu, Rymkronyk | x | ||
| Ottokar von Steiermark, Österreichische Reimchronik | x | ||
| Giovanni Villani, Nuova Cronica | x | ||
| De Johanne primo hujus nominis duce Lotharingiae | x | ||
| Chronik der Bischöfe und Erzbischöfe von Köln | x | ||
| Chronicon monasterii Sancti Trudonis | x | ||
| Gesta Baldewini de Luxemburci | x | ||
| Chronik der Grafen von der Mark | x | ||
| Koellhoffsche Chronik (Cronica van der hilliger Stat van Coellen) | x | ||
| Schlacht am Morgarten (1315) | |||
| Johannes von Winterthur, Chronik | x | ||
| Matthias von Neuenburg, Chronik | x | ||
| Conrad Justinger, Berner Stadtchronik | x | ||
| Peter von Zittau, Königsaaler Chroniken | x | ||
| Benedikt Tschachtlan, Berner Chronik | x | ||
| Johannes von Viktring, Liber certarum historiarum | x | ||
| Jakob Twinger von Königshofen, Chronik | x | ||
| Klingenberger Chronik | x | ||
| Chronik der Stadt Zürich | x | ||
| Schlacht bei Mühldorf (1322) | |||
| Peter von Zittau, Königsaaler Chroniken | x | ||
| Fürstenfelder Chronik (Chronica de gestis) | x | ||
| Narratio de proelio inter reges Romanorum Fridericum de Austria et Ludovicum Bavarum | x | ||
| Vita Ludovici IV imperatoris | x | ||
| Asbacher Annalen | x | ||
| Melker Annalen | x | ||
| Giovanni Villani, Nuova Cronica | x | ||
| Thüringer Grafenkrieg (1342-1346) | |||
| Johannes Rothe, Düringische Chronik | x | ||
| Historia de langraviis Thuringiae (Eccardiana) | x | ||
| Chronicon Sampetrinum | x | ||
| Schlacht bei Crécy (1346) | |||
| Giovanni Villani, Nuova Cronica | x | ||
| Jean Froissart, Chroniques | x | ||
| Schlacht bei Nikopolis (1396) | |||
| Jean Froissart, Chroniques | x | ||
| Chronique du réligieux de Saint-Denys | x | ||
| Johannes Schiltberger, Reisebuch | x | ||
| Jean de Boucicaut, Livre des Faits | x | ||
| Melker Annalen | x | ||
| Jakob Twinger von Königshofen, Chronik | x | ||
| Belagerung von Konstantinopel (1453) | |||
| Leonardo von Chios, Brief an Nikolaus V. (16.8.1453) | x | ||
| Dukas, Chronographia | x | ||
| Nicolò Barbaro, Diario | x | ||
| Belagerung von Neuss (1474-1475) | |||
| Christian Wierstrait, Historij des beleegs van Nuys | x | ||
| Jean de Molinet, Chroniques | x | ||
| Diebold Schilling d.Ä., Große Burgunderchronik | x | ||
| Hans Erhart Tüsche, Burgundische Historie | x |
III. Anordnung der Datenbankeinträge
Die Reihenfolge der Einträge zur Belliphonie im Mittelalter im ‚Compendium Sonicum‘ folgt einer mehrfach gestuften Ordnung. Das soll es Nutzern – jenseits der Suchfunktionen des ‚Compendium Sonicum‘ – erlauben, ihren spezifischen belliphonen Interessen (z. B. an einem bestimmten Kriegsereignis, bestimmten Werk, Quellentyp oder Teilprojekt) im Zusammenhang nachzugehen:
- Die Einträge von Teilprojekt 1 und Teilprojekt 2 bilden zwei große aufeinander folgende Blöcke.
- Die Einträge des Teilprojekts 1 sind nach der chronologischen Folge der Entstehungszeit der untersuchten Werke angeordnet. Es sind also z. B. zunächst alle Textpassagen aus dem um 1170 entstandenen Rolandslied (in der Reihenfolge der narrativen Chronologie) gelistet, dann folgen alle Einträge des etwas später entstandenen Eneasroman.
- Die Einträge des Teilprojekts 2 sind in drei aufeinander folgende Blöcke angeordnet: Quellentexte zu historischen Kriegsereignissen – Kriegsbücher – zusätzliches Material zur Belliphonie der Kanone (kulturkritische Texte und Inschriften).
- Die Einträge zu den Kriegsereignissen sind nach der chronologischen Folge der Ereignisse angeordnet: so sind z. B. zuerst alle Quellentexte (in chronologischer Reihenfolge ihres Entstehungsdatums) zur Schlacht von Worringen (1288), dann alle zur Schlacht am Morgarten (1315) gelistet.
- Die Einträge zu den Kriegsbüchern sind nach der chronologischen Folge der Entstehungszeit der untersuchten Werke angeordnet.
Neben den allen Einträgen des ‚Compendium Sonicum‘ gemeinsamen ‚Basiskategorien‘ wurden folgende projektspezifische Kategorien für die Einträge zur Belliphonie in die Datenbank aufgenommen: Kriegerische Handlung – Laut – Waffe – Instrument
IV. Erläuterungen zu den Kategorien
Textstelle und Nachweis der Edition: Die Textstelle wird nach dem Wortlaut der bibliographisch ausgewiesenen Edition zitiert. Bei Texten, die in mehreren modernen Editionen vorliegen, wurde die Edition nach den Kriterien Zuverlässigkeit und Zugänglichkeit ausgewählt. In seltenen Fällen werden Textstellen nicht vollständig, sondern mit (markierten) Auslassungen zitiert. Dies betrifft sehr umfängliche, inhaltlich zusammenhängende Textstellen, die längere für die Belliphonie nicht relevante Passagen enthalten.
Textstelle der Übersetzung und Nachweis der Übersetzung: Alle dem Teilprojekt 1 zugeordneten Einträge stammen aus Werken, die in mind. einer modernen deutschsprachigen Übersetzung vorliegen, die durchgängig zitiert und bibliographisch belegt wird. Im Teilprojekt 2 wurden Übersetzungen aus arbeitsökonomischen Gründen nur punktuell herangezogen und in der Datenbank dokumentiert. Entsprechend lassen fehlende Angaben zur Übersetzung hier keinen Rückschluss darauf zu, ob eine Übersetzung des betreffenden Textes bzw. Textausschnittes vorliegt.
Narrativer Kontext: Die Kategorie dient der Einordnung des zitierten Ausschnittes in den Erzählzusammenhang, insbesondere den (kriegerischen) Geschehensablauf oder den thematischen Fokus des größeren Textabschnitts, dem die Passage zugehört. Das soll eine erste inhaltliche Orientierung ermöglichen und das Verständnis der Textpassage erleichtern. Bei den Einträgen zu historischen Kriegsereignissen ist am Schluss zusätzlich das betreffende Ereignis (mit Jahresdatum) hinter einem Gedankenstrich verzeichnet: z.B. „– Schlacht von Worringen (1288)“
Kriegerische Handlung: Die Kategorie verzeichnet die Art des in der Quelle erzählten kriegerischen Geschehens. Je nach Inhalt der Textstelle und narrativem Kontext handelt es sich dabei um eine allgemeinere Einordnung (z.B. als Schlacht oder Belagerung) oder um spezifischere Angaben (z.B. Kampfesrede vor Beginn einer Schlacht)
Laut: Anders als im Feld Lautkategorie, erfolgt hier eine möglichst spezifische Charakterisierung der erzählten Laute oder Lautwahrnehmungen. Mehrere erzählte Laute in einer Textpassage werden in der Reihenfolge des narrativen Auftretens aufgeführt (Bsp. „Trompetenklang, Rufe“). Teilweise werden Lautausdrücke aus den Quellen zitiert, insbesondere dann, wenn sie semantisch polyvalent sind. Gleichlautende Quellenbegriffe werden nicht notwendig durchgängig konkordant ins Deutsche übertragen. So kann z.B. lat. „clamor“ u.a. für unspezifischen Lärm, aber auch für Geschrei, Rufen, Jubel oder Hilfeflehen stehen. Wo der Quellentext explizit auf Lautlosigkeit verweist, wird auch das vermerkt (Stille, Schweigen).
Instrument und Waffe: Instrumente und Waffen werden ausschließlich dann verzeichnet, wenn sie in der betreffenden Textstelle als Lauterzeuger bzw -körper auftreten. Die Terminologie der Instrumental- und Waffenbezeichnungen ist im Mittelalter im Lateinischen wie auch in den Volkssprachen vielfach recht flexibel und semantisch oft schwer eindeutig zu fassen. So bleibt es z.B. häufig unklar, welches Instrument je mit den Begriffen „tuba“ oder „bucina“ konkret angesprochen ist. Deshalb werden auch hier teilweise Quellenausdrücke angeführt und die Übertragungen gleichlautender Bezeichnungen ins Deutsche erfolgen nicht notwendig durchgängig konkordant.
Sprache: Sprache des zitierten Originaltextes
Berichtsjahr: Dies Ist eine möglichst präzise Jahresdatierung des historischen Ereignisses, von dem der zitierte Text berichtet. Bei Einträgen ohne konkreten historischen Bezug der Erzählung bleibt das Feld leer (z.B. bei Textstellen aus den Kriegsbüchern, die allgemeine Ratschläge zur Kriegsführung geben).
Entstehungszeit: die Angaben zur (vermuteten) Entstehungszeit der zitierten Texte beruhen auf den Ergebnissen der (möglichst neuen) Forschungsliteratur
Autor*in: Die Namen der Verfasser*innen der zitierten Texte werden nach der in der (deutschsprachigen) Forschungsliteratur etablierten Schreibung angegeben. Dies betrifft auch Namen, die keine historisch identifizierte Person bezeichnen (z.B. Pseudo-Ansbert). Wo der/die Autor*in unbekannt ist bzw. keine konventionelle Namensgebung vorliegt, bleibt das Feld leer.
Lautkategorie: das Feld dient der Einordnung der erzählten Laute in das folgende vorgegebene Set allgemeiner Grundtypen:
- Instrument
- Waffe
- Stimme
- Sprechen
- Singen
- Tier
- Umwelt, natürlich
- Umwelt, technisch
- Lärm
- Stille
- Sonstiges
Die Lautkategorien unterscheiden verschiedene Gruppen und Typen von Lauturhebern bzw. -medien. Die Kategorie „Lärm“ stellt eine Ausnahme von diesem Kriterium dar. Sie bezieht sich auf die Qualität des erzählten Lautphänomens selbst und ist für solche Textstellen vorgesehen, in denen explizit ein Begriff gebraucht wird, der mit „Lärm“ übersetzt werden kann oder ein Geräusch mit einer erzählten Störungsempfindung zusammen auftritt, die explizit auf dieses Geräusch bezogen ist. „Sprechen“ und „Singen“ sind als Unterkategorien zur Kategorie „Stimme“ angelegt, die die Art der stimmlichen Lautproduktion näher bestimmen. Unter „Sonstiges“ fällt alles, was nicht in die anderen Kategorien passt.
Einzelne Lautphänomene können auch mehreren Lautkategorien zugeordnet werden. Mehrere erzählte Laute in einer Textpassage werden in der Reihenfolge des narrativen Auftretens kategorisiert.
Teilprojekt: Zuordnung der Einträge zu jeweils einem der beiden Teilprojekten des Belliphonieprojekts
Endnoten
- 1Vgl. die Website des Forschungsprojekts: www.belliphonie.de. Zur Belliphonie als Forschungsansatz vgl. grundlegend: Martin Clauss, Belliphonie des Mittelalters. Überlegungen zur akustischen Dimension des Krieges, Schweizer Jahrbuch für Musikwissenschaft 39 (2022), S. 13-25, auch als Download verfügbar: https://doi.org/10.36950/sjm.39.1.
- 2Vgl. Raymond Murray Schafer, The Soundscape. Our Sonic Environment and the Tuning of the World, Rochester 1994.
